Rezensionen von Romanen und Sachbüchern, Neuerscheinungen, Neuentdeckungen. Geheimtipps und Bekanntem.
Im zweiten Teil seiner Cicero-Trilogie scheint gleich zu Beginn eigentlich alles geschafft: Cicero ist Konsul und hat sich damit einen großen Traum erfüllt. Doch kurz bevor er sein Amt offiziell antritt, zeichnen sich bereits Probleme ab. Im Vertrauen wird er zum Hafen gerufen. Hier ist die Leiche eines Jungen angespült worden und alles deutet darauf hin, dass es sich um ein Menschenopfer handelt. Manche der abergläubischen Hafenarbeiter raunen, dies sei ein böses Omen und Rom sei in Gefahr. Cicero bemüht sich, sie zu beruhigen und stellt es so dar, als handele es sich bei der Leiche lediglich um das Opfer eines tragischen Unfalls...
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Im ersten Teil seiner Romantrilogie über den berühmten Politiker und Redner Cicero setzt Robert Harris zu Beginn der Karriere des großen Staatsmannes ein. Der junge Cicero will sich als Anwalt einen Namen machen, um Aussicht auf ein einflussreiches Amt in der römischen Republik zu haben, doch er kommt in seinen Reden nicht zum Ende und leidet unter seinem Stottern. Gemeinsam mit Tiro, einem Sklaven seines Vaters, der in den kommenden Jahrzehnten als Ciceros Sekretär arbeiten wird, macht er sich auf den Weg nach Griechenland. Dort leben die wichtigsten Lehrer der Redekunst und dort feilt der junge Mann an sich und seiner Sprache...
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Kurzfazit: Die gelungene Hörversion einer Geschichte über die Freundschaft zwischen Charlie Chaplin und Winston Churchill - und noch viel mehr...
Was für ein rundum schöner Abend. Mit ihrer resoluten und zugleich charmanten Art hat Isabel Allende mich völlig verzaubert. Von Die Insel unter dem Meer und Zorro war ich ja bereits restlos begeistert; ich denke, es ist nun an der Zeit, noch viel mehr Allende zu lesen...
Den kompletten Bericht über meinen Abend mit Isabel Allende findet ihr hier.
Mitreißend vorgetragene Hörbuchversion von Heinrich Manns gesellschaftskritischem, teils fast zynischem, Schulroman.
Kurzfazit: Perfektes Paket: sprachlich herausragende Buchvorlage, wunderbare Sprecherin, ideale Länge und ein Ende, das genau zur richtigen Zeit und auf die richtige Art und Weise gesetzt ist.
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1485 wurde La Morte D’Arthur von Sir Thomas Malory in Buchform veröffentlicht. Seit seiner Erstveröffentlichung bis heute ist die Geschichte immer wieder gedruckt worden; in englischen Sprachraum war sie seit dem 15. Jahrhundert noch nie vergriffen.
Peter Ackroyd, Historiker und gefeierter Schriftsteller, hat sich dem Text von Sir Thomas Malory angenommen. The Death of King Arthur ist eine leicht gekürzte und bereinigte Version – klare Widersprüche im Handlungsstrang hat Ackroyd fallen lassen, Wiederholungen, die einer mittelalterlichen Leserschaft gefallen doch uns wahrscheinlich langweilen würden, hat er gestrichen. Auch sprachlich hat er den Text entstaubt, sodass es sich flüssiger lesen lässt.
In voller Länge findet ihr die Rezension hier.
Ester Nilsson ist Dichterin und Essayistin. Sie ist eine Person, die sich selbst und andere sehr ernst nimmt und die, mit Anfang 30 absolute Kontrolle über ihr Leben hat. Seit Jahren lebt sie in einer vernünftigen und ausgeglichenen Beziehung „mit einem Mann, der sie in Ruhe ließ und ihre physischen und mentalen Bedürfnisse befriedigte.“ Sie verachtet belangloses Geplauder und vermeidet Situationen die sie an dem hindern könnten, das ihr wichtig ist: „lesen, denken, schreiben und Gespräche führen.“ Und dann kommt ein Anruf.
Ester soll einen dreißigminütigen Vortrag über Hugo Rask halten, einen sehr erfolgreichen Installationskünstler, der „wegen seines moralischen Pathos“ allgemein geschätzt wird. Eigentlich ist es ein ganz normaler Auftrag. Ester sagt zu und setzt sich an die Arbeit. An einem Samstag im Oktober soll sie den Vortrag halten und so setzt sie sich am vorangehenden Sonntag hin und beginnt, sich in Hugo Rasks Leben und Arbeit einzulesen:
„Mit jedem Tag, an dem sie schrieb, wuchs das Gefühl der Verwandtschaft mit ihrem Gegenstand. Das Gefühl wandelte sich von Respekt am Sonntag zu Wertschätzung am Dienstag, zum Donnerstag hin wurde es zu einer bohrenden Sehnsucht und am Freitag zu schwerem Begehren.“
Und so beginnen die Leiden der Ester Nilsson.
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Klas liebt Vögel. Stundenlang kann er sich mit ihnen befassen, sei es lesend, durch sein Fernglas schauend, oder einfach nur lauschend und im Moor stehend. Das Moor ist seine Heimat: in den 1970er Jahren wächst Klas in Småland auf, auf dem Hof seines Vaters, der schon vom Groß- und vom Urgroßvater beackert wurde. Dass Klas sehr gute Noten in der Schule erzielt, ist dem Vater nicht wichtig. Dass der Junge sich scheinbar konstant bewusst vor harter körperlicher Arbeit drückt, um Schulaufgaben zu machen oder irgendwelche Vögel zu beobachten, ist dem Vater ein Dorn im Auge. Und dabei, so findet Klas auf seinen Streifzügen durch den Wald und in Gesprächen in der Bibliothek heraus, muss sein Vater ihm in vielerlei Hinsicht einmal ganz ähnlich gewesen sein: der Klassenbeste im Kopfrechnen und ein Träumer und Streuner, der auf einer einsamen, kaum zugänglichen Lichtung seine Initialen hinterlassen hat. Doch diese Zeiten sind lange vorbei...
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Starke Erzählstimmen und drei spannende Geschichten von der Queen of Crime.
Am 15. September diesen Jahres wäre Agatha Christie 125 Jahre alt geworden. Um das zu feiern, hat der Hörverlag drei bisher unveröffentlichte Lesungen zu Hercule Poirot und Miss Marple in Aktion in einer 10-CD-Box aufgelegt. Dabei handelt es sich um die Christie-Romane Die Kleptomanin (Hercule Poirot), Karibische Affäre (Miss Marple) und Das unvollendete Bildnis (wieder Monsieur Poirot). Dank starker Erzählstimmen ein großer Whodunit-Spaß.
Die Kleptomanin (3 CDs, ca. 4 Stunden Laufzeit):
In einem Londoner Studentenwohnheim geschehen seltsame Dinge: Glühbirnen und Lippenstift werden gestohlen, ein verloren geglaubter Rucksack und ein teurer Seidenschal werden zerschnitten aufgefunden, ein Diamantring verschwindet und taucht plötzlich beim Abendessen wieder auf. Mrs. Hubbard, die Schwester von Hercule Poirots patenter Sekretärin Miss Lemon, ist aufgeschmissen. Sie ist Betreuerin in dem Wohnheim und kann sich keinen Reim auf die Ereignisse machen. Unter der zunehmend angespannten Stimmung unter den Studenten leidet sie sehr, und schließlich bittet ihre Schwester den belgischen Junggesellen um Hilfe. Poirot verspricht, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Im Laufe eines Abends scheint er der Sache auf die Schliche zu kommen, auch wenn sich die Angelegenheit in seinen Augen zu einfach aufklären lässt. Als die geständige Kleptomanin, die behauptet hat, für die verschiedenen Diebstähle verantwortlich zu sein, am nächsten Morgen tot aufgefunden wird, ist für Poirot klar, dass es sich keinesfalls um Selbstmord handelt, wie die Polizei zunächst annimmt, sondern um Mord.
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Kilian ist ein neugieriges Kind, das ernsthafte Fragen stellt und sich bereits in sehr jungen Jahren seine eigenen Worte formt, um Gedanken und Gefühle in Worte fassen zu können. Als das Buch beginnt, kurz vor Kilians Einschulung, lebt er mit der Mutter bei der Großmutter in einer großen Villa nahe des Sees. Der Großvater, der eigentlich Kellner war, hat es unter den Nationalsozialisten zu Erfolg und Geld gebracht, ist aber selbst "im Krieg geblieben". Der Mann von Kilians Mutter ist es auch - allerdings, so betont sie, freiwillig, weil er dem Wahnsinn nicht mehr folgen wollte. Dieser Mann ist auch der Vater von Kilians Schwester Miriam. Kilians Vater ist er jedoch nicht - als Kilian nach dem Krieg auf die Welt kommt, ist der Mann seiner Mutter bereits tot.
Kilian ist also ein uneheliches Kind, ein sogenannter "Bankert". Aber so lange er und seine Mutter in der großelterlichen Villa wohnen, wird ihm kaum bewusst, welche Schande in einer kleinen deutschen Provinzstadt im Deutschland der 1950er und 60er Jahre mit einem solchen Wort verbunden ist. Manchmal glaubt er, einen leisen Vorwurf im Blick der Großmutter zu spüren, den er allerdings nicht richtig zuordnen kann.
Als Mutter und Sohn die schützende Villa schließlich verlassen müssen, schlägt ihnen die Ablehnung der neuen Nachbarschaft erstmals offen entgegen. Stoisch ertragen sie die Feindseligkeit und wachsen, wenn das möglich ist, noch enger zusammen. Kilian wird zum Teenager, er schreibt viel, probiert sich an immer neuen Wort- und Gedichtkreationen aus und denkt sich: "Ich will ein Dichter werden. Meine Gedichte sollen wie Kerzen brennen, wenn es dunkel ist. Meine Gedichte sollen Schmuck für die Seele sein."
Der Wortjongleur ist in leisen Tönen geschrieben und dadurch ein stilles und behutsames Buch, das auf den letzten Seiten ein wenig Fahrt aufnimmt. Der Roman ist eine fiktive Biografie - so in etwa könnten sich Kindheit und Jugend des 2013 verstorbenen Dichter Mario Wirz abgespielt haben, mit dem die Autorin Sigrun Casper lange Jahre eng befreundet war. Ich selbst kannte den Dichter vorher nicht, und das ist auch nicht nötig um dieses Buch genießen zu können. Es erzählt nämlich in erster Linie die Geschichte einer wunderschönen Mutter-Sohn-Beziehung, vom Erwachsenwerden in Nachkriegsdeutschland, von der Liebe zur Sprache und von dem Verlangen, seine Wurzeln zu kennen.
Eine kurze Geschichte der Menschheit ist ein ambitioniertes Buch. Harari berücksichtigt schließlich nicht nur historische Fakten, sondern geht auch teils sehr philosophisch an das Erläuterte heran - so stellt er zum Beispiel in Frage, ob sich die Lebensqualität der Menschen durch die landwirtschaftliche Revolution tatsächlich zum Besseren verändert hat. Auch die in den letzten Jahren immer beliebter gewordene Glücksforschung bezieht er mit ein und sie dominiert den letzten Teil dieses Buches.
Durch diese vielseitige Herangehensweise reißt Harari eine Menge interessanter Themen an und er bietet Thesen, mit denen man übereinstimmen kann, aber nicht muss, und die definitiv zum Nachdenken anregen. Zugleich ist dieses bunte Gemisch jedoch auch die größte Schwäche des Buches. Harari verfranst sich in manchen Theorien und wird so dem Anspruch, eine kurz-knackige Übersicht zur Menschheitsgeschichte zu bieten, nicht gerecht. Dafür scheint ihm dann an anderen Stellen die Zeit, oder der Raum, zu fehlen, um ausführlicher zu berichten. So werden beispielsweise komplexe historische Ereignisse wie die französische Revolution so verkürzt dargestellt, dass sie Hararis Theorien untermauern können, der Sache an sich jedoch nicht gerecht werden und ein teilweise verzerrtes Geschichtsbild abgeben.
Vermutlich auch dieser extremen Verknappung geschuldet, sind Begrifflichkeiten und Bilder nicht immer sehr glücklich gewählt. Ein Großteil der Formulierungen derer Harari sich bedient, um komplexe Sachverhalte auch für absolute Geschichts-Beginner begreiflich zu machen, sind zu einfach und eindeutig - für eine umfassende Darstellung von Geschichte muss man auch Grautöne verwenden.
Insgesamt ein teilweise hochinteressantes Buch, das jedoch meinen Erwartungen leider nicht ganz gerecht wurde.